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Das inneres und äußeres Wushu
Zhu Wenjun
2006
I.
Nei-Jia
(Innerer Stil) und Wai-Jia (Äußerer Stil) sind einererseits
gewohnheitlicher Name, andererseits auch unterschiedliche
Bewegungsbesonderheiten.
„Heute
sagt man Quan-Shu (Technik der Faust). Man unterscheidet oft zwischen
Nei-Jia (Innerem Stil) und Wai-Jia (Äüßerem Stil). Oder man bezeichnet
das Shao-Lin als Wai-Jia (Äußeren Stil), und Wu-Dang als Nei-Jia
(Inneren Stil). Daoismus ist dann Nei-Jia, Buddhismus ist Wai-Jia. Aber
dies sieht man nur oberflächlich. Namentlich gibt es den Unterschied von
Shao-Lin und Wu-Dang. Wirklich gibt es aber keinen Unterschied zwischen
Nei-Jia (Innerer Stil) und Wa-Jia (Äußerer Stil).
Herr Song
sagte, ‚Atmen gibt es im inneren und äußeren Stil. Quan-Shu (Technik der
Faust) hat keinen Unterschied von inneren und äußeren Stil. Wer das Qi
gut ernähren kann, der ist Nei-Jia (Innerer Stil), Wer kann das Qi nicht
gut ernähren kann, ist der Wai-Jia (Äußerer Stil) “
Der Name
des Stiles des Wushus kommt ursprünglich von Nei-Jia (Inneres Haus) und
Wai-Jia (Äußeres Haus) zu der körperlichen Bewegung.
„Zhuangzi
sagt, ‚sie reisen außen, heißen Wai-Jia (Äußeres Haus).’ So nennt man
Buddhisten als Wai-Jia. So beginnt der Name Wai-Jia (Äußeres Haus). So
werden Buddhisten von den normalen Leuten unterschieden. Das eigentliche
zu Hause ist das normale Haus (familiär, ursprüngliche). Im Tempel
jedoch wird das Haar geschnitten, deshalb nennt man den Tempel Waijia
(Äußeres). Somit heißt Shao-Lin Stil als Wai-Jia-Quan (Äußere Stil). Mit
dem Wort Nei-Jia sind eigentlich die Bediensteten und Eunuchen im
kaiserlichen Palast gemeint (Diese Bediensteten werden als Innere
bezeichnet). Zhang Sanfeng möchte eine neue Fahne heben (neuen Stil
gründen), um diesen vom Shao-Lin (Wai-Jia) zu unterscheiden. Er
bezeichnet seinen Stil als Nei-Jia (Innerer Stil).“
Das innere
Wushu und das äußere Wushu sind die zwei Schulen des Wushus. Die beiden
Schulen verstehe ich wie zwei Flüsse. Wenn man die Bedeutung eines
wirklichen Flusses als Ganzes versteht, dann wird deutlich, dass er eine
Quelle haben und einen Flusslauf mit Wasser haben muss. Der Fluss hat
seinen eigenen Charakter. Es gibt in ihm aber kein Wasser ohne seine
Quelle. So gibt es auch keinen Fluss ohne Wasser in der sich
herausbildenden Geschichte. Die seiende Sache muss daher im Charakter
des Seins erscheinen. Ich finde, dass es die Bedingungen für die Schule
des Wushu ist,
-
einen eigenen Ursprung und eine eigene Entwicklung der
Tradition zu haben,
-
selbst ein ganzheitliches inhaltliches System zu sein,
-
einen eigenen Charakter zu haben.
II.
Das Wushu
ist eine Kampfkunst oder Bewegungskunst geblieben. Ich finde, dass sein
Charakter insbesondere durch seine innere Qualität entschieden und durch
seine Bewegungserscheinung gezeigt wird. Folgende Merkmale sind dabei
besonders wichtig:
-
Yin und Yang
-
hart und sanft
-
leer und voll
-
Bewegen und Ruhe
-
schnell und langsam
-
Angreifen und Abwehren
-
Vorgehen und Zurückgehen
-
etc.
Das
Neijia-Wushu (inneres Wushu) nennt man auch „Wudang-Wushu“. Das innere
Wushu bedeutet
-
erstens den Neijia Quanfa Stil (Inneres Boxen), der seinen
Ursprung in der Ming Dynastie hat und fast in Vergessenheit geraten ist.
-
zweitens das Taiji, Xingyi und die Bagua-Stile, die in der
Qing Dynastie als Taiji, Xingyi und Bagua Stil entwickelt wurden.
Zum ersten
Aspekt gibt es Schriften, den Grabstein-Text des
Wang Zhengnan von
Huang Lizhou, und das
„Neijia Quanfa“ von Huang Baijia.
Im Buch „Neijia Quanfa“ hat Huang
Baijia das ganze System des „Neijia Quanfa“ beschrieben. Dieses
ist ein eigenes System, also kein Taiji, Xingyi, Bagua o.ä. Neijia
Quanfa war damals ein eigenständiger Stil.
„In der
sogenannten Neijia Faust-Methode wird durch Ruhe die Bewegung
kontrolliert. Angreifender wird gleich unter fallen. So ist Nei-Jia
anders als Shaolin, das Wai-Jia heißt.“
Zum
zweiten Aspekt weise ich auf die
Mingguo-Zeit hin. Das Guoshu-Zentrum wurde damals gegründet. In
diesem Zentrum gab es zwei Richtungen, die Shaolin-Schule und die
Wudang-Schule. Die Wudang-Schule umfasste Taiji, Xingyi und Bagua.
„Heutige
Nei-Jia-Quan-Fa gibt es nur drei Stile, Taiji, Bagua, Xingyi, jede hat
eigenes System. “
„Also gibt
es Nei-Jia-Quan-Shu drei Stle, Xing-Yi, Ba-Gua, Tai-Ji. Die Formen sind
anders, aber das Dao zu Xu (Leer) ist eins.“
Im inneren
Wushu gibt es aufgrund bestimmter Atmungstechniken eine Kraft, die durch
ihre Ruhe die Bewegungen des Gegners einzuschränken vermag. Es vermag
zudem durch gezielt geführte eigene Schwäche die Stärke des Gegners zu
besiegen.
Das
Waijia-Wushu (äußere Wushu) nennt man auch „Shaolin-Wushu“. Der Name des
Shaolin-Wushus stammt vom bekannten Shaolin-Kloster. Im Shaolin-Wushu
gibt es zwei Gesichtspunkte:
-
Erstens bedeutet es im weiteren Sinne alle Wushu-Stile
neben dem Inneren Wushu (Taiji, Xingyi und Bagua).
-
Zweitens bedeutet es im engeren Sinne ein bestimmtes
Shaolin-Wushu, also spezifische, charakteristische Bewegungsformen. Die
Kraft wird hier aus dem Qi entwickelt, deshalb es ist wertvoll, die
Qi-Übung langsam zu machen. Die Qi-Anwendung erfolgt dann schnell.
Die Ziele
des inneren Wushu und des äußeren Wushu sind die gleichen. Yin und Yang
sind miteinander zu harmonisieren. Im Sanften besteht das Harte, im
Harten besteht auch das Sanfte. Hart und Sanft wandeln sich gegenseitig
nach Lust und Laune. Aber die Wege des inneren Wushu und des äußeren
Wushu sind verschieden:
-
Das innere Wushu geht vom Sanften zum Harten, um das Ziel
zu erreichen.
-
Das äußere Wushu geht vom Harten zum Sanften, um das Ziel
zu erreichen.
III.
Hinsichtlich des Zieles und des Weges des Wushus sehe ich einerseits,
dass Wushu in zwei Formen eingeteilt wird, in ein inneres und ein
äußeres Wushu. Andererseits sehe ich in dieser Ordnung, dass sich in der
Geschichte eine bestimmte Meinung herausgebildet und zur Gewohnheit
verfestigt hat, nämlich dass das innere Wushu ein geschlossenes System
sei. Es umfasse angeblich nur die drei Stile: Taiji, Xingyi und Bagua.
Das äußere Wushu sei im Unterschied dazu geöffnet. Zu ihm gehören alle
Wushu-Stile neben dem inneren Wushu. Durch diese logische Ordnungs-Form
werden inneres und äußeres Wushu wie durch ein Lineal logisch getrennt.
Sie werden voneinander abgeschlossen, als ob es sich um zwei voneinander
unterschiedliche Wesen handle, die ein völlig eigenständiges Leben
führen. Die traditionelle, lebendige und sich immer bewegende Einheit
des Wesens geht durch diese Betrachtungsweise verloren.
Ich finde,
dass die Frage, ob ein Wushu ein innerer Stil oder ein äußerer Stil ist,
nicht durch einen Namen, sondern durch das Wesen der Sache entschieden
wird. Die wesentliche Bedeutung einer Sache ist nicht der gegebene Name,
sondern ihre eigene Bedeutung als Tatsache, also als einer Sache, die
tatsächlich, d.h. im Wushu als konkrete „Tat“ geschieht, als:
„Tat-Sache“.
Sun Lutang (1860-1933): „Quan Yi Shu Zhen (Die Bedeutung der
Faust echt beschreiben)“. In Sun Jianyun (1914-2003): „Sun Lutang Wu Xue Lu (Sammlung der
Wushu-Lehre von Sun Lutang)“. Verlag der Volkssports, 2001. S. 377.
Herr Song, Song Shi-Rong (1849-1927) Xing-Yi-Quan Meister
Jin Yiming:
„Heimliche Schlüssel von Wudang Faust-Methode“. Wu Tunan: Buchhandlung Beijing,
1985. S. 6-7.
Huang Lizhou
(1610-1695): „Text des Grabstein von Wang Zhengnan“. In Tang Hao:
„Forschung in Nei-Jia Faust Methode“. Firma Qining Buch, 1969,
Hong Kong, Anhang
Sun Lutang (1860-1933): „Quan Yi Shu Zhen (Die Bedeutung der
Faust echt beschreiben)“. In
Sun Jianyun
(1914-2003): „Sun Lutang Wu Xue Lu (Sammlung der
Wushu-Lehre von Sun Lutang“. Verlag der Volkssports, 2001. S. 117.
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